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Design Dash

Für und mit Patienten bauen – der Design Dash hilft!

Im Rahmen einer internationalen Tagung zu Gesundheitsbauten in Basel erlebten rund 70 Experten aus 15 Ländern anhand eines kurzen Design Dash, wie Design Thinking die Ideenentwicklung auf den Patienten fokussieren kann.

Ein Artikel von Katja Rüegg, Senior Consultant & Micha Kämpfer, Partner bei walkerproject. 

Der diesjährige European Health Property Network 1 Workshop, der zwischen dem 18. und 20. September 2019 in Basel stattfand, brachte Vertreterinnen und Vertreter aus ganz Europa aus den Bereichen Architektur und Planung, Gesundheitspolitik, Projektmanagement und der Akademie zusammen. EuHPN-Workshops behandeln Themen, die für die EuHPN- Mitglieder von praktischer Bedeutung sind, etwa nachhaltiges, umweltfreundliches Design für Gesundheitsgebäude, Design für psychiatrische Einrichtungen und Demenzversorgung, die Auswirkungen neuer Technologien auf das Design von Gesundheitsgebäuden oder Tools für die strategische Vermögensplanung.

2019 lautete das Thema “Getting it right first time, for patients». Das Interesse war gross: über 70 Teilnehmende aus 15 Nationen nahmen teil.

Warum ist es so schwierig, Gesundheitsbauten von Beginn weg optimal zu planen?

Der sogenannte Design Dash bietet eine Struktur, um dieser Frage auf den Grund zu gehen. Der Dash entspringt dem Design Thinking. Entlang des Lern- und Entwicklungszyklus werden Herausforderungen formuliert und analysiert sowie Lösungen ausgearbeitet, getestet und weiterentwickelt. Der Design Dash kann   – wie im Rahmen des EuhPN- Workshops – während eines Halbtags die Teilnehmenden dazu bringen, patientenzentrierte Ideen zu entwickeln. Er kann helfen, schwierige Diskussionen aufzubrechen und Argumente aus anderen Blickwinkeln zu betrachten.

EuHPN 1 ist ein gemeinnütziger Verein mit Mitgliedern aus nationalen Gesundheitsämtern, regionalen Gesundheitsbehörden, R&D Organisationen und Berufsverbänden (Architektur, Spitalplanung etc) aus ganz Europa. Ihre Mission ist die Förderung besserer Standards und effektiverer Investitionen in europäischen Gesundheitsimmobilien. (www.euhpn.eu)

Design Thinking Mikro-Zyklus
Die iterative Lern- und Entwicklungslogik ist die Grundlage für die Entwicklung innovativer Lösungen.

1) Das Problem verstehen und ein Team bilden

Der erste, wegweisende Schritt: die Herausforderung definieren und verstehen. Was genau wollen wir verändern? Was ist das Ziel? Wie möchten wir in fünf, zehn, zwanzig Jahren arbeiten? Was muss die Infrastruktur leisten? Welche Trends müssen wir berücksichtigen? Diese Diskussionen stehen ganz zu Beginn – lange bevor es eine Architekturausschreibung gibt. Dazu müssen die richtigen Personen an einen Tisch geholt werden. Doch wer sind diese? Sind es Vertreter der «Vergangenheit», der «Zukunft”? Sind es die «Mächtigen» oder die Vertreter aller betroffenen Abteilungen?  Diese zu bestimmen, ist von entscheidender Bedeutung; sie sind es, welche die ersten Schritte auslösen und damit ein Neubauprojekt in die richtige Richtung lenken.

2) Die Bedürfnisse kennen

Worauf oder auf wen soll der Fokus gelegt werden? Wessen Bedürfnisse müssen erfüllt werden: diejenigen der Mitarbeitenden? Der Chefärzte?  Der Politiker? Der Patienten?

Für das Design Team gibt es nur einen richtigen Fokus: den Patienten. Alles muss auf ihn ausgerichtet sein. Natürlich muss bei der Konzeption darauf geachtet werden, dass die Mitarbeitenden gute Arbeitsbedingungen haben. Doch diese ergeben sich automatisch, wenn man konsequent überlegt, wie der Patient zukünftig optimal in die Infrastruktur eingebettet werden soll. Daraus leiten sich die funktionalen Anforderungen ab.  Die Bedürfnisse der Patienten zu definieren, ist entscheidend; sie bestimmen den gesamten Lern- und Entwicklungszyklus. Ideen und Lösungen werden daraufhin geprüft, ob sie diese Bedürfnisse erfüllen.

3) Ideen sammeln

Es gibt viele Tools und Techniken, Ideen zu generieren: Brainstorming, Brainwriting, Mind-Mapping und viele mehr. Doch die Hauptfrage in diesem Schritt ist, wie die Ideenfindungsphase geführt wird? Wer entscheidet, ob eine Idee gut oder schlecht ist? Ist es eine Frage der Macht? Der technischen Machbarkeit? Gibt es eine demokratische Abstimmung? In diesem dritten Schritt ist es wichtig, der Kreativität keine Grenzen zu setzen; für einmal gilt Quantität vor Qualität. Die Ideen werden noch nicht bewertet. Denn manche Ideen bieten noch zu wenig Substanz, um wirklich sagen zu können, ob sie Potenzial haben oder nicht. Um sie auf ihre Tauglichkeit zu prüfen, braucht es Prototypen.

4) Prototypen bauen

Die Ideen werden physisch ausgeformt: Mit einfachen und kostengünstigen Materialien werden Prototypen gebaut. Hier kommt es auf einen hohen Takt und Geschwindigkeit an. Die Prototypen müssen nicht detailgetreu sein. Es muss auch noch nicht entschieden werden, ob die Lösung analog oder digital sein wird. Der Entscheid über Technologie oder Umsetzbarkeit fällt später. In diesem Schritt spricht das Design Team zum ersten Mal wirklich vom selben Prototypen, der auf dem Tisch steht. Davor drehen sich die Diskussionen um Ideen, die erst dann zu einer Lösung gebündelt werden können, wenn eine konkrete Ausgangslage besteht. Das Wichtigste in einer ersten Runde ist, die Funktionsweise darzustellen, die Idee erlebbar und somit testbar zu machen.

5) Prototypen testen

Wer entscheidet, ob der Prototyp funktioniert? Richtig – der Nutzer, der Kunde, derjenige, der die Lösung benutzt, davon profitiert, sie anwendet und erlebt. Dieses Feedback zu einem frühen Zeitpunkt einzuholen, ist essenziell, um später hohe Kosten zu vermeiden. Prototypen lassen sich kostengünstig anpassen oder verwerfen, wenn sie nichts taugen. Denn bisher wurde nur wenig Zeit und Geld investiert. Werden Prototypen erst später – in einer weiteren Planungsphase oder sogar erst im Neubau – in Frage gestellt, müssen teure Anpassungen vorgenommen werden und es geht viel Zeit verloren.

6) Wiederholtes Testen

Nun gilt es, die oben erwähnten fünf Schritte zu testen. Dank wiederholtem Testen kommt man zu neuen Erkenntnissen. Gegebenenfalls muss das Design Team angepasst, ergänzt werden. Es wird klar, ob die Bedürfnisse richtig erfasst wurden; eventuell  kommen neue Ideen auf, die zu weiteren Prototypen führen oder Änderungen an den bestehenden erfordern. So nähert sich das Design Team allmählich, aber stetig einer Ideallösung –  einer Lösung, die vor der Umsetzung mehrfach getestet und für gutgeheissen wurde. Es ist die bestmögliche Lösung, es von Anfang an richtig zu machen.

1 EuHPN ist ein gemeinnütziger Verein mit Mitgliedern aus nationalen Gesundheitsämtern, regionalen Gesundheitsbehörden, R&D Organisationen und Berufsverbänden (Architektur, Spitalplanung etc)aus ganz Europa.Ihre Mission ist dieFörderung besserer Standards und effektiverer Investitionen in euro-päische Gesundheitsimmobilien.(www.euhpn.eu)

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