Skip to content

Nach der Inspiration folgt die Transpiration

Walk-in day 2019: Welcome in the Valley of Change!

Inspiration ohne Ende lieferte der Walk-In Day 2019 an den Universitätsspitäler Genf (HUG), der heute zu Ende gegangen ist. Die Teilnehmerzahl eines Walk-In Day ist jeweils auf 50 Personen beschränkt. Dies garantiert ein hochkarätiges Teilnehmerfeld. Entscheidungsträger/innen von Krankenhäusern aus der Schweiz, Norwegen, Österreich, Grossbritannien und Schweden kamen dieses Jahr nach Genf ans HUG, das als Gastgeberin fungierte. Der letzte Walk-In Day führte nach Stockholm ans Karolinska.

Bertrand Levrat, CEO der Universitätsspitäler Genf, bewegte sich als Erstes aus seiner Komfortzone. Sein Thema ist «Change». Die Medizin der Zukunft bringt grosse kulturelle Veränderungen mit sich. Das betrifft auch das eigene Verhalten. Bertrand Levrat lebt diesen Wandel vor. Er begrüsste die Teilnehmenden im «Centre de l’Innovation“. Während seiner Präsentation appellierte er, mehr aus der eigenen Komfortzone herauszugehen und demonstrierte dies auch direkt mit einem «Pecha Kucha». Das bedeutet 20 Slides zu jeweils 20 Sekunden und ausschliesslich mit Bildern, «no bullet points». Eine Präsentationsweise, die auch er am diesjährigen Walk-in Day zum ersten Mal praktizierte und ihn sofort überzeugte. Das HUG ist das grösste Universitätsspital der Schweiz und mit nahezu 12’000 Mitarbeitenden auch einer der grössten Arbeitgeber in Genf.

Wenn Barb Collins etwas anpackt, dann macht sie es richtig. Das Humber River Hospital ist weltweit ein Vorbild für die Fortschritte in der digitalen Transformation von Spitälern. Barb Collins, CEO vom Humber River Hospital, ist ein Vorbild für viele Führungspersonen in Spitälern. Sie verfolgt eine klare Vision und setzt diese mit viel Pragmatismus konsequent um. Ihr Ziel ist, eine Infrastruktur zu schaffen, die Mitarbeitende unterstützt und Patienten als Co-Produzenten von Gesundheit einbezieht. Die Steuerung des Spitals geschieht über ein Einsatzzentrum (Command Center). Dieses hat viele positive Effekte auf den Patientenfluss und schliesslich auf die Wirtschaftlichkeit. Ein grosser Treiber für die Automatisierung von Prozessschritten war RFID.

Gertje van Roessel ist die Bescheidenheit in Person. Dabei brennt sie für eine Mission. Das Richtige für Patientinnen und Patienten zu tun, treibt sie an. Für sie ist das Richtige «Buurtzorg» (Nachbarschafts-Pflege). Gertje van Roessel ist Chief International Officer von Buurtzorg und zuständig für die weltweite Verbreitung dieses Konzepts. Buurtzorg ist ein Startup, welches «Home Care» in den Niederlanden revolutionierte. Der Slogan von Buurtzorg lautet «Start with a Coffee». Indem man sich zu Beginn Zeit für den Patienten nimmt, gewinnt man wertvolle Informationen und ist anschliessend fokussierter bei der Arbeit. Buurtzorg beschäftigt heute über 10’000 Mitarbeitende, die in autonomen Teams von jeweils 12 Mitarbeitenden organisiert sind. Die Führung besteht aus 2 CEO und 21 Coaches, sowie 50 Mitarbeitenden im Backoffice. Das Organisationsmodell von Buurtzorg ist einmalig. Man stelle sich vor, das Gebäude der Spitaldirektion wäre mit «Backoffice» beschriftet und die Geschäftsleitung würde aus 2 Personen bestehen. Buurtzorg ist sehr fokussiert auf die Patientenbedürfnisse. Sie sind Qualitäts- und Kostenführer. Digitale Lösungen erleichtern die Dezentralisierung von Leistungen hin zu Patientinnen und Patienten.

Neben dem HUG gibt es eine zweite wichtige Gesundheitsorganisation in Genf, nämlich die WHO. Nuria Toro Polanco beschäftigt sich mit integrierter, patientenorientierter Versorgung. Sie arbeitet bei der WHO (Welt-Gesundheitsorganisation) mit Sitz in Genf und entwickelte ein Rahmenkonzept, das Antworten auf globale Herausforderungen im Gesundheitswesen gibt. Die übergeordnete gesundheitspolitische Ebene mag weit weg sein von der Realität in Spitälern. Für die Entwicklung von rationalen Konzepten der Gesundheitsversorgung ist diese Arbeit von grosser Bedeutung. Wenn sie fundiert sind, kommen solche Konzepte irgendwann auch den Patienten zu Gute. Durch „Integrated People-centered Health Services“ (IPCHS) soll der Zugang der richtigen Versorgung, zur richtigen Zeit, durch die richtige Person gewährleistet sein. Digitale Lösungen spielen dabei eine grosse Rolle.

«Chez Gustave» ist ein Restaurant im Universitätsspital Genf. Es könnte auch irgendwo sonst sein. Es erinnert nichts an ein Spital. Das Ambiente ist sehr einladend und das Essen hervorragend. Wer mag, kann ein Glas Wein bestellen oder ein Bier. Die Teilnehmenden des Walk-In Day 2019, die aus verschiedenen Spitälern stammen, kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Dabei ist es das Natürlichste der Welt. Weshalb muss alles, das in einem Spital stattfindet, an ein Spital erinnern? Kann nicht einmal das Restaurant «normal» sein? Muss es Kantinen-Atmosphäre sein? «Chez Gustave» ist jeden Mittag voll belegt. Das Restaurant ist bei Mitarbeitenden, Patienten und ihren Angehörigen sehr beliebt. Es ist ein Beispiel dafür, wie man von der Spital-Zentriertheit wegkommen kann.

Nach der Inspiration kommt die Transpiration. Der Walk-In Day soll nicht bloss inspirieren. Es gibt wenig Gelegenheiten, wo so viel Kompetenz an einem Ort versammelt ist. Weshalb diese nicht nutzen? Moonshot Innovation Sessions haben sich bewährt, um sich vom gegenwärtigen Zustand zu lösen und ganz neue Ideen zu entwickeln. Verschiedene Teams arbeiten an «verrückten» Szenarien und versuchen diese anfassbar zu machen. Patientinnen und Patienten werden in diese Arbeit einbezogen. Auch in diesem Fall war es einfacher gesagt als getan, sich von den heutigen Strukturen und Denkweisen zu lösen. Patienten des HUGs waren ein Teil von jeder Gruppe und brachten ihre Sichtweisen, Ideen und Bedenken mit ein, wodurch die Prototypen mehrfach über den Haufen geworfen wurden.

«Good Morning Toronto» war ein Höhepunkt des Walk-In Day. Barb Collins nahm uns per Live-Schaltung mit zu sich nach Toronto und demonstrierte, gemeinsam mit ihrem Team vor Ort, die Funktionsweise eines «Command Center». Hier laufen alle Planungen des Spitals zusammen. Disponentinnen und Disponenten lösen Ressourcenkonflikte und handeln vorausschauend, wenn sich ein Engpass abzeichnet. Das Team vom Humber River Hospital führte mit uns einen «Walk the Wall» durch die verschiedenen Funktionalitäten des «Command Center». Dabei erfuhren wir mehr über die Geschichte hinter den Kennzahlen und auch die Aktionen, welche daraus abgeleitet werden.

«Mehr Zeit für Patienten» ist eine der erfolgreichsten strategischen Initiativen des Universitätsspitals Genf HUG. Am Mittwochmorgen gewährte uns das HUG einen Einblick in die Umsetzung des Programms auf verschiedenen Abteilungen. Prof. Arnaud Perrier, Chief Medical Officer des HUG, führte uns in die Hintergründe und die Vorgehensweisen des Programms «Mehr Zeit für Patienten» ein. Im Rahmen dieses Programms haben sie es erreicht, eine gesamte Bewegung in den Universitätsspitäler loszutreten. Somit hat sich auch die Führungsstruktur und die Art und Weise zu denken, weitgehend verändert.

Was der Systemwandel bei Patienten und Mitarbeitenden bewirkte, konnten die Teilnehmenden des Walk-In Days direkt auf zwei unterschiedlichen Departements vor Ort besichtigen. Ein weiterer Ort auf unserer „Besichtigungstour“ war das SFITS (Swiss Foundation for Innovation and Training Surgery). Das Trainingszentrum für angehende Chirurgen ist eines der führenden weltweit. Man bietet angehenden Medizinerinnen und Mediziner einen geschützten Rahmen und kann Sicherheit gewinnen, bevor man zum Patienten geht. Die Teilnehmenden hatten dabei die Möglichkeit im geschützten Rahmen ein paar Roboter auszuprobieren!

An den Anfang scrollen