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Der OP im Wandel

Der OP im Wandel

Strukturen und Abläufe im Operationssaal wurden im Laufe der Jahre optimiert, dennoch dürfte die Zukunft tiefgreifende Veränderungen bringen. Verschiedene Berufsgruppen übernehmen Führungsaufgaben und werden mit der Herausforderung konfrontiert, den richtigen Mix zwischen langfristiger Planung und Flexibilität zu finden.

Ein Artikel von Prof. Gian Melcher, Senior Medical Expert bei walkerproject und Facharzt für Chirurgie

Alte Organisationsformen haben ausgedient

Bis vor rund 20 Jahren war klar, wer den Ton im Operationssaal angibt – der Chefchirurg. Er bestimmte die Betriebszeiten der Operationssäle und damit die Dauer des Personaleinsatzes. Die wesentlichen Prozesse des Operationstraktes richteten sich nach dem Tagesablauf des Operateurs, der zudem auch über den Einkauf von Instrumenten und Materialien entschied. In den letzten Jahren hat sich das massiv verändert – andere Berufsgruppen im OP, vor allem die Anästhesie und der Pflegedienst sowie auch die Administration übernehmen in unterschiedlichem Ausmass Führungsaufgaben im Operationstrakt. Gleichzeitig wächst zunehmend die Erkenntnis, dass eine stabile Führung dieses personal- und kostenintensiven Spitalbereichs von grösster Bedeutung ist.

 

Der OP als Dienstleistungsplattform

Internationale Best Practices aber auch zunehmend Beispiele in der Schweiz definieren den OP-Bereich als Dienstleistungsplattform. Ärzte, Kliniken oder Departemente können zeitlich definierte Operations-Slots «einkaufen». Die langfristige Planung erfolgt durch ein OP-Leitungsgremium. Anhand von Erfahrungswerten der OP-Auslastung der einzelnen Bereiche erfolgt die Entscheidungsfindung. Das Gremium ist interdisziplinär und interprofessionell zusammengesetzt und definiert gleichzeitig auch Standards zum Betrieb dieser Plattform. Durch die Übernahme von Operations-Slots erklärt man sich bereit, die für diese Plattform geltenden Richtlinien (beispielsweise betreffend Anmeldung von Operationen, Betriebszeiten, Sicherheit, Hygiene …) einzuhalten. Der Plattformgedanke mit angegliederter Überwachungseinheit eröffnet Synergien auch für andere Leistungserbringer wie die Endoskopie oder andere invasiv tätige Leistungserbringer (Schmerzinfiltrationen, interventionelle Radiologie). Laufend erfasste Kennzahlen (im Sinne eines OP-Cockpits) unterstützen die Entscheidungsfindung sowie den Verbesserungsprozess im OP-Bereich. Die tagesaktuelle Führung ist durch einen OP-Manager oder OP-Koordinator sichergestellt. Diese Rolle muss die Bedürfnisse der verschiedenen Anspruchsgruppen berücksichtigen und dabei den richtigen Mix zwischen definiertem Standard und Flexibilität finden.

 

Standard versus Flexibilität

Früher war Flexibilität die oberste Maxime im OP-Bereich. Heute droht der Betrieb des Operationssaals tendenziell eher unter maximalen Regelungen z.B. betreffend Personaleinsatz und Sicherheit zu erlahmen. Hier gilt es, einen guten Mix zwischen diesen beiden Extremen zu finden. Standards ermöglichen einen möglichst planbaren und arbeitnehmerfreundlichen Operationsbetrieb. Flexibilität ist aber ebenfalls zwingend notwendig, um die mit Sicherheit auftretenden Unregelmässigkeiten (vom Plan abweichende Einleitungs- oder Operationszeiten sowie Notfälle) im laufenden OP-Programm aufzufangen.  Unabdingbar ist es an dieser Stelle, im richtigen Moment einen Standard einzufordern und durchzusetzen und gleichzeitig auch dem Bedürfnis der Patienten sowie des Personals (insbesondere unter unterschiedlichen Notfallsituationen) gerecht zu werden. Dieser Anspruch setzt ein hohes Mass an Kommunikation und Transparenz sowie gegenseitiges Vertrauen und eine gute Betriebskultur voraus – nur unter diesen Voraussetzungen wird ein OP-Betrieb auch langfristig ein hohes Mass an Effizienz erreichen.

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