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10 durch Design Thinking inspirierte Verhaltensweisen, die deinen Arbeitsalltag besser machen

Design Thinking ist der weltweit führende Innovationsansatz. Dieser Satz überrascht niemanden mehr. Aber was interessiert mich das, wenn ich keine Designerin / kein Designer bin?

Im englischen Sprachraum meint der Begriff «Design» nicht bloss, wie etwas aussieht. Die entscheidenden Fragen eines Designs sind vielmehr: Wie funktioniert es? Was entsteht dabei? Wie wird es benutzt? Letztlich löst ein Design ein oder mehrere bestehende Probleme, gutes Design tut dies auf überzeugende Weise und so dass die Menschen Gefallen daran finden, damit zu interagieren. Vermutlich steht bei den wenigsten Leuten, welche mit Design Thinking arbeiten, der Begriff «Designer*in» auf der Visitenkarte. Aber all diese Leute suchen nach Lösungen für bestimmte Probleme. Und da wir alle, unabhängig von unseren Berufen und unseren Hobbys in gewissem Sinne Problemlöser*innen sind, sind gewisse Handlungsmuster aus der Design Thinking Welt für uns alle hilfreich. Oder vielleicht auch nicht. Aber das wissen wir erst, wenn wir es ausprobieren. Das bringt uns zur ersten Verhaltensweise…

1. Dinge ausprobieren

Design Thinking baut darauf, dass man Ideen möglichst konkret ausprobiert und so schnell rausfindet, was funktioniert und was nicht. Gleichzeitig kommen beim Ausprobieren neue Ideen auf und es wird klar, wie die aktuelle Idee noch verbessert werden kann. Viele Ideen kann man mit überschaubarem Risiko testen. Das ist um Längen effektiver als jede Diskussion über Vor- und Nachteile. Viel schneller. Und macht mehr Spass.

2. Nutze einen Timer

Eine Aufgabe benötigt so viel Zeit, wie dafür zur Verfügung steht. Aus der Forschung weiss man, dass ein moderater Zeitdruck den kreativen Prozess begünstigt, sowohl bei Einzelpersonen wie auch in Gruppen. Das kann man sich bewusst zu Nutzen machen, etwa indem man sich einen sichtbaren (!) Timer stellt. Wenn wir eine Problemstellung in Teilaufgaben aufteilen, lässt sich Komplexität viel besser bewältigen. Schritt für Schritt und Hypothese für Hypothese zu neuer Erkenntnis finden lautet die Devise. Besonders lohnenswert ist das zu Beginn eines Arbeitsprozesses oder wenn man steckenbleibt. Einfach den Timer stellen und während dieser Zeit seine wichtigsten Ideen, Zusammenhänge, das zu lösende Problem, allfällige Einschränkungen etc. auf einem Blatt Papier aufzeichnen. Nicht schreiben, zeichnen! Warum? Siehe unten…

3. Nutze deine Hände und aktiviere dadurch beide Hirnhälften

Wenn Menschen ihre Ideen zeichnen, mit Knetmasse formen, mit Legos bauen oder in einem kleinen Rollenspiel darstellen, werden abstrakte Gedankengänge auf das Wesentliche fokussiert und dadurch leichter verständlich – auch für Dritte. Zudem aktiviert die Kombination aus handwerklichen Tätigkeiten und gedanklicher Arbeit beide Gehirnhälften. Das bewirkt ein tieferes Verständnis der sich bietenden Möglichkeiten und regt neue Assoziationen an. Zudem verändert sich die Selbstwahrnehmung: man traut sich mehr zu und wagt es, «grössere» Ideen zu haben. Auch wenn man nicht zeichnen kann und zwei linke Hände hat, lohnt es sich hin und wieder regelmässig dem Bildschirm den Rücken zuzudrehen und stattdessen zu zeichnen und zu basteln. Einerseits ist es reine Übungssache. Andererseits besteht kein Anspruch, dass die Zeichnung oder die Knetfigur schön sein muss. Die Wirkung entsteht so oder so. Und nicht vergessen einen Timer zu stellen!

4. Geschwindigkeit und Momentum kreieren durch Einschränkungen

Wenn wir einen gewissen Speed entwickeln, fällt vieles leichter. Auf dem Velo im Stehen die Balance zu halten ist unglaublich schwierig, damit rumfahren deutlich einfacher. Genauso verhält es sich mit kreativem Denken. Ideen führen zu Ideen führen zu Ideen und so weiter. Besonders schwierig ist oftmals der Start. Wenn alles möglich ist und unbegrenzt Zeit zur Verfügung steht, wird es noch viel schwieriger. Da kann es sinnvoll sein, sich bewusst einzuschränken, gewisse Aspekte auszublenden und stattdessen einen klaren Fokus zu haben. Wie sieht eine Lösung aus, wenn wir nur 50.- zur Verfügung haben? Was ist bis heute Abend realisierbar? Wenn ich nur eine Folie zeigen kann, was zeige ich? Plötzlich werden die Optionen klarer, der Denkprozess kommt in Gang. Übrigens: dieser Ansatz lässt sich hervorragend mit Tipp Nr. 2 verbinden.

5. Fokussiere auf Bedürfnisse, nicht auf Lösungen

Lösungen sind wichtig, keine Frage. Tolle Lösungen begeistern die Menschen, gleichzeitig sind wir häufig mit nicht komplett überzeugenden Lösungen konfrontiert. Zudem veralten Lösungen relativ schnell. Darum wollen Menschen Lösungen optimieren, weiterentwickeln, alternative Ansätze finden. Ein häufiger Fehler dabei ist, dass die zugrundeliegenden Bedürfnisse ausser Acht gelassen werden. Bestenfalls wird damit eine Chance verpasst, neue Wege zu gehen. Schlimmstenfalls entstehen «Lösungen», die niemand will. Die Geschichte bietet zahlreiche Beispiele von Firmen, die genau daran gescheitert sind und noch zu scheitern drohen – weil es um Mobilität, nicht um Eisenbahnen ging, um Unterhaltung, nicht um Fernsehen. Die meisten davon existieren nicht mehr. Unser Fazit? Es lohnt sich, ganz unabhängig vom Kontext, die Frage nach den zugrundeliegenden Bedürfnissen zu stellen und sicher zu gehen, dass man diese wirklich verstanden hat.

6. Verfolge verrückte Ideen

Es mag widersprüchlich klingen, aber die Faktenlage ist eindeutig. Aus verrückten, teilweise sogar völlig realitätsfremden Ideen entstehen sehr häufig die wertvollsten Erkenntnisse für die Weiterarbeit. Das hat seine Gründe. Wenn wir etablierte Prämissen auf den Kopf stellen, gibt das unserem Gehirn die Chance, die bewährten Gedankenautobahnen zu verlassen und sich einen neuen Pfad durch unerforschtes Gebiet zu bahnen. Das erhöht die Wahrscheinlichkeit, eine Überraschung zu erleben. Und letztlich sind Innovationen genau das; Dinge, an welche bisher niemand in dieser Form gedacht hat und die drum neu und spannend sind. Es lohnt sich also, bewusst auch realitätsfremde, verrückte Denkrichtungen zu verfolgen und Annahmen umzudrehen. Wie wäre es denn, wenn alles anders wäre? Wenn es keine Schwerkraft gäbe? Wenn mein Unternehmen mit dem neuen Produkt möglichst viele etablierte Kunden nachhaltig verärgern will?

7. Lieber eine Teillösung als keine Lösung

Wenn etwas «perfekt» ist, hat entweder jemand Mühe mit Kritik oder noch niemand genau genug hingeschaut. Perfekte, umfassende Lösungen sind unglaublich selten (und wenn, dann nur für kurze Zeit, vgl. 5) und noch seltener entstehen sie in einem «grossen Wurf» im ersten Versuch. Vielmehr setzen sie sich aus vielen Bestandteilen zusammen und wurden immer wieder angepasst und verbessert. Darum: sobald sich eine (Teil-)Idee ohne gravierende Gefahren konkret testen und / oder umsetzen lässt, sollte man das tun. Ausgehend von diesem ersten Prototypen lässt sich ein systematischer Verbesserungsprozess starten. Anpassungen braucht es sowieso. Wer schneller Fehler macht, lernt schneller. Wer schneller lernt, erreicht mehr! Damit das klappt ist jedoch wichtig, immer wieder neue, andere Fehler zu machen…

8. Kill your darlings

Gewisse Ideen haben es uns einfach angetan. Und egal wie gut sie sind, sie können im Gesamtkontext plötzlich keinen Sinn mehr ergeben oder den Weg für andere Ideen blockieren. Darum lohnt es sich, hin und wieder genau hinzuschauen: welches sind meine liebsten Elemente? Passen diese wirklich ins Gesamtkonstrukt? Zögere nicht, diese Elemente zumindest testweise mal wegzulassen und eine Lösung ohne sie zu finden. Es tut im ersten Moment weh, lohnt sich aber!

9. Mache Dinge sichtbar und anfassbar

Abstrakte Gedankengänge sind flüchtig – physische Gegenstände bleiben. Und sie bleiben auch besser im Gedächtnis, es ist einfacher für andere Personen sich darauf zu beziehen, damit zu interagieren und darauf aufzubauen. Physische Gegenstände setzen Themen und lenken den Fokus auf das was da ist. Es ist nie falsch, seine Arbeit an die Wände zu hängen, grosse Formate zu benutzen, ein Modell zu bauen etc. Dabei soll kein Museum entstehen, vielmehr sollen diese Dinge eine ständige Einladung sein, weiterzudenken und neue Ideen direkt anzubauen oder reinzuschreiben – für einen selbst und für alle anderen!

10. Feedback einholen

Wir können nicht aus unserer Haut schlüpfen. Umso wichtiger ist es, andere Personen um ihr Feedback zu bitten. Unterschiedliche Perspektiven schaden nie, es bleibt immer noch uns selber überlassen, ob und in welchem Umfang wir eine Rückmeldung in unsere Arbeit einfliessen lassen. Je früher man Feedback kriegt, desto tiefer ist die Wahrscheinlichkeit, einem fundamentalen Irrtum zu erliegen und viel Zeit ins Falsche zu investieren.

Das wollen wir vermeiden. Darum die Frage: wie gefällt Ihnen dieser Artikel? Was konnten Sie mitnehmen, was war sowieso schon klar? Welchen Tipp probieren Sie aus? Und worauf sollten wir unbedingt achten, wenn wir einen nächsten Beitrag schreiben? Wir freuen uns auf Ihre Rückmeldung.

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