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Digitalisierung zum Wohle des Patienten

Die Digitalisierung hat das Gesundheitswesen längst erfasst. Grosse Verheissungen und eine ebenso grosse Ungewissheit begleiten die Transformation.

Dieser Blogbeitrag ist ein Extrakt aus dem Digital Health Report der ZHAW: Angerer, A. et al. (2017). Digital Health – Die Zukunft des Schweizer Gesundheitswesens. Winterthurer Institut für Gesundheitsökonomie, ZHAW School of Management and Law. Der Gastbeitrag von Christophe Vetterli findet sich auf Seite 24 im Originalartikel.

Informationen werden einfacher zugänglich, künstliche Intelligenz übernimmt dort, wo der Mensch an seine Grenzen stösst und Roboter erledigen Routineaufgabe besser und billiger wie Menschen. Dank digitalen Lösungen sollen Qualität und Wirtschaftlichkeit verbessert, die Versorgung bestmöglich auf die individuellen Bedürfnisse ausgerichtet werden – bis hin zu einer personalisierten Medizin. Mit der Hoffnung auf eine bessere Zukunft wachsen auch die Herausforderungen: Datensicherheit, regulatorische Schranken, hohe Kosten und die Notwendigkeit, bewährte und liebgewonnene Denkmuster hinter sich zu lassen, geben Anlass, den Megatrend zu hinterfragen: Ist alles bloss kurzfristiger Hype? Rechtfertigt der Nutzen die Risiken und Kosten? Warum geht das nicht schneller, wenn alle von einer Revolution reden?

Dem Patienten, der beispielsweise beim Hausarzt Röntgenergebnisse bespricht und diese für den Spitalbesuch physisch mitnehmen muss, wird bewusst, dass noch kein durchgängiges digitales Patientenerlebnis besteht. Dies ist aktuell weder innerhalb von Gesundheitsinstitutionen wie zum Beispiel einem Spital (Notfall, Radiologie, Bettenstation und Rehabilitation), noch zwischen unterschiedlichen Anbietern wie Hausarzt, Spital und Krankenkasse der Fall. Ein Ziel des durchgängigen Erlebnisses ist Transparenz: Den Durchblick zu haben, was, wo, wann, wie und von wem als Leistung erbracht wird. Dafür sollen die unterschiedlichen, am Patient wirkenden Anbieter auf die gleichen Informationen zurückgreifen und diese auf die gleiche Plattform zurückspeisen. Der Patient hat die Kontrolle über seine Daten und versteht die Inhalte, da sie für ihn aufbereitet werden und verständlich dargestellt sind. Diese Art von Digital Health gibt es für den Patienten, wenn überhaupt, nur sehr fragmentiert.

Es ist nicht so, dass es keine digitalen Angebote im Bereich Health für den Patienten gibt. Anbieter haben diesen Markt längst für sich entdeckt: Wearables, die Gesundheitsdaten in Echtzeit tracken, Krankenkassen, die mit Prämienreduktionen locken, mobile Health-Apps, die helfen sich gesund zu ernähren, mobile Lösungen, um mit dem Arzt direkt zu kommunizieren oder globale Patienten-Communities, die ihre Best Practices für Krebstherapien austauschen. Bei der aktuellen Digitalisierungswelle muss sich der Patient für einzelne Systeme entscheiden, sich danach von digitaler Plattform zu digitaler Plattform durchhangeln um anschliessend die Brücken selber zu schlagen.

Aus Managementperspektive stellt sich die Frage, wie sich das Aufkommen von „Digital Health“ auf die Marktsituation auswirken wird. Ist die eigene Organisation gerüstet für die Zukunft? Wovon ist der zukünftige Erfolg abhängig? Und was macht die Konkurrenz?

Google findet unter dem Begriff „Digital Health“ eine interessante und viel zitierte Darstellung von CB Insights (2016) mit rund 80 unterschiedlichen Anbietern von digitalen Angeboten für «Digital Hospital». Die Lösungen gehen von Bereichen wie «Care Coordination» über «Medication Management» zu «Surgery». Die direkte Patientensicht scheint nur am Rande Teil von Digital Hospital zu sein. Sie ist nur in der Kategorie «Patient Experience» vertreten. Aber ist es nicht genau die Perspektive, die in der heutigen Entwicklung einer stetig stärker werdenden Konkurrenz zwischen Anbietern und Leistungs- und Preisdruck entscheidend ist? Wir wollen an dieser Stelle eine Prognose wagen: einzelne technische Lösungen werden das Digitalisierungsrennen nicht entscheiden. Gewinnen wird, wer sich radikal an den Patientenbedürfnissen ausrichtet und auf dieser Basis die Puzzleteile zu einem Gesamtbild zusammenzufügen vermag. Insofern verändert sich einem Punkt wenig: Es gilt den Patienten richtig zu bedienen – ob analog oder digital.

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